"Mitarbeit im Kirchengemeinderat soll Spaß machen"

Stuttgart (epd). An diesem Samstag (6. April) kommen rund 1.000 Frauen und Männer zum württembergischen Kirchengemeinderatstag in Fellbach bei Stuttgart zusammen, um über die Herausforderungen in ihrem Ehrenamt zu sprechen. Am 1. Advent werden die Mitglieder aller örtlichen Kirchengemeinderäte (KGRs) neu gewählt. Hans-Martin Härter, der bei der Landeskirche die KGRs betreut, verrät im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), worauf es bei der Kandidatensuche ankommt.

Drei Fragen an: Hans-Martin Härter vom Gemeindedienst | epd-Gespräch: Marcus Mockler

epd: Herr Härter, kann das Amt des Kirchengemeinderats Spaß machen?

Hans-Martin Härter: Wer keinen Spaß dabei hat, wird nach meiner Einschätzung nicht auf Dauer im Amt bleiben. Bei allen Herausforderungen ist es geradezu eine Voraussetzung, dass es Spaß macht. Das Gefühl, im Kirchengemeinderat eine wichtige und sinnvolle Aufgabe zu übernehmen, ist elementar. Man sollte im Gremium allerdings auch etwas dafür tun, und hier haben die beiden Vorsitzenden eine besondere Verantwortung. Ein guter Informationsfluss und immer wieder die Klärung der gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten der Mitglieder, das heißt die Sorge um eine gute Arbeitsatmosphäre, sind hier wichtig.

epd: Viele beklagen, dass im Kirchengemeinderat zu viel Administratives besprochen werden muss - etwa das Mähen des Kirchenrasens oder die Benutzungsordnung fürs Gemeindehaus. Bleibt das Geistliche dabei auf der Strecke?

Härter: Gute Verwaltung ist wichtig und kann übrigens auch Spaß machen. Ob das Mähen des Kirchenrasens regelmäßig Thema im KGR sein sollte, wage ich zu bezweifeln. Allerdings bietet eine gut verwaltete Gemeinde in der Regel auch gute Rahmenbedingungen dafür, dass geistliches Leben möglich ist. Gleichzeitig sollte sich jeder Kirchengemeinderat klar machen, dass es bei allem guten Verwalten immer auch um eine Beschäftigung mit dem Unverfügbaren geht. Um die Hoffnung auf das Wirken des Heiligen Geistes. Das Wesentliche in unserer gemeindlichen Arbeit können wir jedenfalls nicht machen - wir können es uns nur schenken lassen.

epd: Bei vergangenen Wahlen erwies sich die Kandidatensuche mancherorts als recht schwer. Wird das 2019 zu einem noch größeren Problem?

Härter: Die Frage, welche Zukunftsentscheidungen richtig und tragfähig sind, führen in nicht wenigen Gremien zu großen Spannungen und Zerreißproben. Das kann die Kandidatensuche erschweren. Auch die gesellschaftlichen Entwicklungen und der deutlich wahrnehmbare Relevanzverlust der Kirchen könnten die Aufgabe noch etwas schwerer machen. Wir sollten bei der Kandidatensuche betonen, dass wir bei allem Bemühen um den Erhalt von Bestehendem dringend Menschen brauchen, die bereit sind, neue und bisher unbekannte Wege zu suchen und zu erproben. Wichtig scheint mir, für die erfolgreiche Kandidatensuche möglichst klar zu beschreiben, was in der vergangenen Amtsperiode tatsächlich geleistet wurde - das ist vielerorts wirklich nicht gerade wenig - und was für die Zukunft ansteht. Und dass es darum geht, in spannenden Zeiten mit vielen Umbrüchen Verantwortung zu übernehmen und im Vertrauen auf Gottes Geist Wege und Lösungen zu finden. (0888/02.04.2019)

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